Blog-Eintrag:
08.03.2015
Ringelnatter
„Wer die uns anerzogene Schlangenfurcht von sich abgestreift und die Ringelnatter kennen gelernt hat, wird sie ohne Beschränkung als ein anmuthiges und anziehendes Geschöpf bezeichnen.“
(A.E. Brehm, aus: „Brehms Tierleben, Die Lurche und Kriechtiere, II Band: Kriechtiere)
In unseren einheimischen Gefilden findet man sechs bzw. sieben Schlangenarten. Die häufigste und am weitesten verbreitete Schlange ist dabei die ungiftige Ringelnatter (Natrix natrix). Sie gehört zu den Wassernattern (Natricinae) und wurde früher auch als „Hausunk, Wasser- oder Hausschlange“ bezeichnet. Durch ihre Angewohnheit, Misthaufen als Eiablageplätze zu nutzen, war sie in früheren Zeiten ein häufig beobachteter Gast bei menschlichen Behausungen, der teilweise geduldet wurde. In einigen Regionen wurde sie als Glücksbringer betrachtet, der Segen, Schutz und den Töchtern gute Manieren bringen sollte – auch wenn sie dem Aberglauben nach Milch aus dem Euter von Kühen klaue.
Ihr Name leitet sich von den typischen weißen oder gelben Halbmondflecken am Hinterkopf ab. In einigen Sagen wurden diese Flecken als „Schlangenkrone“ bezeichnet. Gerade diese hellen Flecken verhalfen möglicherweise der Bevölkerung, sie von einer giftigen Kreuzotter zu unterscheiden und so der einen oder anderen Ringelnatter vor dem Erschlagen verschont zu werden.
Die Oberseite der Ringelnatter ist meist grau, kann bei einigen Individuen auch ins bräunliche gehen. Bei der Barren-Ringelnatter (Natrix natrix helvetica), eine Unterart, die man im Rheingebiet antreffen kann, findet man zusätzlich schwarze Streifen. Die Unterseite weist ein charakteristisches schwarz-weißes Würfelmuster auf. Die Gesamtlänge liegt bei 120 cm bis 160 cm. Es liegen auch Berichte von größeren Tieren vor, aber die meisten Ringelnattern hier, die man antrifft, sind deutlich kleiner - meist zwischen 70 cm bis 80 cm, wobei die weiblichen Ringelnattern größer und massiger sind.
Die einheimischen Ringelnattern leben in freier Natur bevorzugt in feuchten Gebieten in Wassernähe, wo sie mit Vorliebe Amphibien und Fische erbeuten – hierbei können sie auch einen künstlich angelegten Teich im Garten als Jagdrevier aufsuchen. Die flinken Tiere sind tagaktive Jäger, die ihre Beute eifrig suchen und direkt beim Ergreifen gierig herunterschlingen.
Wird eine Ringelnatter gestört, ergreift sie die Flucht. Misslingt diese und das Tier wird ergriffen,
versucht sie, mit Imponiergehabe ihren Gegner einzuschüchtern. Dabei zischt sie, flacht den Kopf ab und entleert sie ihre Postanaldrüsen, um ein stinkendes, weißes Sekret abzugeben. Bisse werden
dabei äußert selten verteilt. Ist die Natter mit ihrem Latein am Ende, stellt sie sich tot (Thanatose). Bei dieser dramatisch anmutenden Inszenierung dreht sich die Schlange auf den Rücken,
öffnet das Maul und lässt Blut austreten, wobei einem dabei sehr schnell der unappetitliche Geruch der Verwesung in die Nase steigt.
Zu ihren
natürlichen Feinden gehören vielerlei Vögel, Fische und größere Amphibien, Säugetiere wie Igel und Co, Jungtiere werden sogar von Laufkäfer erbeutet. Die größte Bedrohung jedoch sind nach wie vor
Lebensraumzerstörung und Straßenverkehr.
Karolina Rupik
Berus
Institut